Inwiefern kann risiko-optimierte Beschaffung Ihnen einen entscheidenden Vorteil geben? Zuerst einmal ist es wichtig, folgendes festzustellen: Kein Unternehmen, das auf ein Netzwerk von Lieferanten baut, kann Risiken aus seinen Beschaffungs- und Lieferkettenprozessen vollständig beseitigen. Erdbeben kommen nun mal vor. Genauso wie Brände in Lieferantenanlagen. Änderungen von globalen Handels- und Compliance-Gesetzen sind ebenfalls nicht zu verhindern. Von Wetterereignissen über geopolitische Auseinandersetzungen bis hin zu Arbeiterkämpfe, Naturkatastrophen, Preisschwankungen und vielem mehr – potenzielle Störungen, ob groß oder klein, sind allgegenwärtig.
Lieferkettenpannen sind unvermeidlich. Sie sind auch teuer. Die durchschnittlichen Kosten einer einzelnen Unterbrechung der Lieferkette belaufen sich auf 1,5 Millionen Dollar täglich.
Wenngleich Sie Risiken nicht vollständig abschalten können, so können Sie doch Kosten, Qualität und Effizienz mit Risiken in Einklang bringen. Das ist risiko-optimierte Beschaffung.
Risiko-optimierte Beschaffung umfasst die Gestaltung Ihrer Beschaffungsstrategien, um Lieferanten- und Betriebsrisiken zu antizipieren und zu mindern und gleichzeitig die Effizienz und Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu maximieren.
Das mag widersprüchlich klingen. Die meisten Lieferketten sind entweder effizient, agil oder widerstandsfähig, aber selten verfügen sie über alle drei Eigenschaften auf einmal. Mit den richtigen Informationen zur richtigen Zeit können Sie jedoch fundiertere Entscheidungen treffen und Schwachstellen beseitigen, bevor sie den Betrieb stören.
Risikooptimierte Beschaffung geht über Warnmeldungen hinaus, die sich auf Ihr Unternehmen auswirken könnten. Stattdessen benötigen Sie angewandte Erkenntnisse, die eine potenzielle Störung in einen Kontext setzen.
Beispielsweise ist das Wissen, dass hohe Temperaturen und Dürre die Weizenproduktion beeinträchtigen können, allein nicht umsetzbar. Sie können jedoch proaktiv handeln und nach alternativen Weizenlieferanten suchen, wenn Sie über Erkenntnisse aus der angewandten Meteorologie und aus Vorhersagemodellen verfügen, die die Ernteerträge und -qualität in verschiedenen Anbaugebieten Monate im Voraus prognostizieren.
Loslegen mit risiko-optimierter Beschaffung: Beginnen Sie in der bekannten Umgebung
Der Weg zu vollständiger Transparenz in der Lieferkette kann entmutigend erscheinen. Der Schlüssel, um schnell loszulegen und einen Mehrwert zu erzielen, besteht darin, mit den Ihnen bekannten Lieferanten anzufangen. Anstatt zu versuchen, Ihr gesamtes globales Netzwerk auf einmal abzubilden, konzentrieren Sie sich zunächst auf Ihre direkten Tier-1-Lieferanten. Mit diesem Ansatz können Sie innerhalb von Wochen statt Jahren ein grundlegendes Verständnis Ihrer unmittelbaren Risikolandschaft aufbauen.
Wo sind Ihre Risiken?
Der erste Schritt der Risikobewertung besteht darin, Ihre Lieferanten hinsichtlich der Anfälligkeit von Materialien und Standorten zu klassifizieren. Beschaffungsteams verwenden Tools zur Bewertung von Lieferkettenrisiken, um Lieferanten anhand verschiedener Risikofaktoren zu bewerten.
Diese beinhalten:
Naturkatastrophen und Klimarisiken: Ist Ihr Lieferant in einer Umgebung angesiedelt, die zu Erdbeben, Flut, Hurrikanen, tropischen Zyklonen, Dürre, oder anderen Naturkatastrophen neigt?
Sozial-politische und geo-strategische Risiken: Befindet sich Ihr Lieferant in einer Region, in der Konflikte, Terrorismus oder andere Formen von Unruhen herrschen?
ESG, Nachhaltigkeit and regulatorische Compliance Risiken: Besteht die Gefahr von Kinder- oder Zwangsarbeit? Könnte Ihr Lieferant Sie in Gefahr bringen, gegen Gesetze wie den Uyghur Forced Labor Prevention Act zu verstoßen? Wurde ein Unterlieferant von einer sanktionierten Person oder Organisation aufgekauft?
Interne Risikoindikatoren: Wie zuverlässig sind Ihre Lieferanten? Liefern sie pünktlich und vollständig? Wie gut ist die Qualität ihrer Produkte?
Rund 50 verschiedene Kategorien werden analysiert, um einen einheitlichen Risikowert in der Everstream-Plattform zu ermitteln, wobei Daten aus proprietären und externen Quellen wie Dun & Bradstreet, Ecovadis, RapidRatings und anderen integriert werden können. Betrachten Sie dies als einen Basis-Risikowert.
Dieser ist nicht statisch. Denn das finanzielle Risiko eines Unternehmens kann sich im Laufe der Zeit ändern oder der Klimawandel könnte das Risiko extremer Wetterereignisse erhöhen. Solche Änderungen finden jedoch nicht von Tag zu Tag statt.

